Ich mag meine Arbeit
Für meinen ersten Job zog ich in eine neue Stadt, sogar in ein neues Land. Ich begann im Vertrieb von erklärungsbedürftigen Waren, wo ich große Kundenprojekte betreute, um die Welt reiste und Kundenschulungen leitete. Ich war die erste weibliche Vertriebsingenieurin der Firma, was allein schon Herausforderungen mit sich brachte. Meine Kollegen wussten anfangs nicht, was sie mit mir machen sollten und wie sie mit mir umgehen sollten, was tatsächlich zu einigen lustigen Situationen führte (z. B. wer die Tür öffnet). Aber nach einigen Wochen hatten wir das geklärt.
An den Wochenenden habe ich ehemalige Studienkollegen besucht, unter der Woche habe ich gearbeitet.
Ich habe hart gearbeitet. Da es mein erster Job war, war mein Ziel, akzeptiert zu werden. Gerade als Frau, dachte ich, musste ich mich noch mehr anstrengen.
Das klappte sehr gut. Ich wurde respektiert, nicht nur von den Kollegen, sondern auch von unseren Kunden.
Das Verstehen
Irgendwann in den ersten Jahren meines Arbeitslebens habe ich gemerkt, dass ich keine Freunde außerhalb der Arbeit gefunden habe. Auch die „alten“ Freunde habe ich vernachlässigt, weil ich einfach zu müde war, ein paar hundert Kilometer zu fahren, um sie zu treffen. Für mich war das zu der Zeit in Ordnung – es erlaubte mir mehr Zeit zum Arbeiten.
Niemand hat mich darum gebeten – kein Druck – nur der, den ich mir selbst gemacht habe.
Was ich nicht erkannte, war, dass ich mich über meinen Job definierte; auch über den Erfolg, den ich dort hatte, und dabei vergaß, dass es mehr im Leben gibt als das. Auch mehr, das mich definiert.
Ich kam eine ganze Weile gut zurecht – bis zu einem Punkt, an dem ich im Job nicht erfolgreich war, zumindest nicht in meinen eigenen Augen. Das brachte mich dazu, alles in Frage zu stellen, worüber ich mich definiert hatte. Mich als Person. Obendrein veranlasste es mich, noch mehr zu arbeiten, um meinen Erfolg zurückzubekommen – um wieder jemand zu sein. Es war Zeit für mich, herauszufinden, dass manchmal alles zu viel oder zu wenig ist.
Der Weckruf
Schließlich sagte mein Körper, dass das aufhören muss. Wenn man nachts um 3 Uhr einen Krankenwagen ruft und denkt, man hätte einen Herzinfarkt, dann hört man zu. In dieser Nach begann ich meine Reise zurück zu mir selbst. Die Reise startete mit der Erkenntnis, dass ich nicht nur der Arbeitsmensch bin, sondern auch ein Privatmensch. Ich versuchte, in der Stadt, in der ich schon seit Jahren lebte, neue Freunde zu finden. Ich meldete mich in Sportvereinen an. Am Anfang fühlte sich das wirklich komisch an. Versuche Du, zu einem Vereinstreffen zu gehen und zu sagen, dass Du vor 4-5 Jahren dorthin gezogen bist und noch nie etwas unternommen hast.
Die Lösung
Bei der Arbeit habe ich mit kleinen Schritten angefangen. Einer davon war, einen Tag pro Woche von zu Hause aus zu arbeiten, um Dinge ohne Unterbrechung erledigen zu können. Das half nicht nur bei der Arbeitsbelastung, sondern lehrte mich auch eine Lektion. An den Tagen, an denen ich nicht im Büro war, kam das Team sehr gut ohne mich aus, und das Projekt lief immer noch. Das Team wollte mich an diesem Tag nicht stören und kümmerte sich selbst um die anstehenden Probleme, anstatt zu mir zu kommen, um eine Entscheidung zu treffen oder die notwendige Aufgabe zu erledigen.
Nach einigen Monaten fühlte ich mich dann doch besser. Ich hatte nicht nur Gründe, die Arbeit zu verlassen, sondern konnte mich auch besser auf meine Arbeit konzentrieren. Natürlich erledigte ich diese immer noch, nur in weniger Zeit. Das habe ich geschafft, indem ich aufgehört habe auch die Arbeit der anderen zu erledigen.
Um dies zu erreichen, hatte ich auch professionelle Hilfe. Ich habe ihr gesagt, dass ich mag, was ich tue, was auch der Wahrheit entsprach, aber trotzdem hat es mich ausgebrannt. Bis heute liebe ich, was ich tue, habe Schwierigkeiten, Nein zu sagen, brauche aber Energie, um mein Privatleben zu genießen!
Ich bewege mich immer noch auf einem schmalen Grat und werde es wohl auch immer tun, aber ich habe ein paar Lektionen gelernt:
- Lass Dich nicht vom Job definieren.
- Es ist ok, hart zu arbeiten – aber man muss auch seine Freizeit genießen!
- Die Arbeit läuft immer auch ohne mich.
- Man kann nicht davor weglaufen, man muss sich selbst verändern.
Du bist in einer ähnlichen Situation – warte nicht darauf, dass Dein Körper Dir „Stopp“ sagt, sondern fange jetzt an, kleine Veränderungen vorzunehmen! Denn manchmal ist es einfach alles zu viel oder zu wenig!
Sich Zeit zu nehmen ist ein Problem- löse es!
Steckst Du schon tief drin- hole Dir Hilfe- es ist nicht schlimm, Hilfe zu suchen!