Die Formel der Motivation und warum kleine Schritte oft der größte Fortschritt sind

Von Bilbao nach Santander: 126km und das zu Fuß, da sagt selbst Google Maps, das ist in einem Tag nicht zu schaffen. Aber in 5 oder 8 Tagen wird es auf einmal möglich.

The image shows the route and the different stages on the way from Bilbao to Santander.

In der Vorbereitung auf die Selbsthilfegruppe ABC Wehr zum Thema Motivation habe ich wieder tiefer mit dem Thema beschäftigt. Dabei habe ich mir auch die Formel der Motivation wieder ins Bewusstsein gerufen. Sie stammt aus dem Selbstbewertungsmodell der Leistungsmotivation von Heinz Heckhausen:

Motivation (Kognitive Wende) = Glaube an das Ziel × Attraktivität des Ziels

Sie ist einfach, aber sie erklärt viel. Denn egal, ob im privaten Alltag, in der persönlichen Krise oder im Unternehmenskontext, Motivation entsteht immer im Zusammenspiel von zwei Faktoren:

  • Wie sehr ich das Ziel wirklich will.
  • Und wie sehr ich daran glaube, dass ich es schaffen kann.

Wenn das Ziel zu groß ist

Ein Beispiel aus meiner eigenen Geschichte:
In meiner akuten Burnout-Phase war meine Energie irgendwann so gering, dass „Spazieren gehen“ schon ein unerreichbar großes Ziel war.
Ich wusste, dass Bewegung guttun würde, aber der Glaube daran, dass ich es schaffe, war schlicht nicht da. Heute weiß ich, dass kleine Schritte schon geholfen hätten, wie z. B. 5 Minuten am Tag einfach auf die Terrasse zu gehen und die Natur anzuschauen.

In der Literatur, vor allem zu Depression liest man häufig, dass der erste Schritt ist, morgens das Bett zu machen. Und wenn das gelingt, entsteht ein kleiner Moment von Selbstwirksamkeit. Ein Gefühl von: Ich kann etwas tun.

Ich kann mir vorstellen, dass das, ohne es erlebt zu haben schwer vorstellbar ist, das so etwas Profanes wie das Bett machen schon ein Ziel sein kann, aber in einem Zustand völliger Erschöpfung oder Depression ist das ein großer Meilenstein.

Es ist gut und wichtig, das große Ziel vor Augen zu haben. Aber notwendig ist es, den Weg dorthin in kleine, machbare Schritte zu unterteilen, um das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten (wieder) aufzubauen. Genau das ist nicht immer einfach. Oft fehlt uns die Kreativität oder die Idee, wie wir das große Ziel in kleine, greifbare Etappen zerlegen können.

Kleiner Impuls: Wenn dir gar nichts einfällt, frag dich: Was wäre heute ein Schritt, der so klein ist, dass du ihn wirklich schaffen kannst und der dir guttut?
Manchmal reicht das, um wieder ins Tun zu kommen.

Workshop „Zeit zur Reflexion“

Zeit zur Reflexion

Siehst Du den Nebel oder die Möglichkeiten?

REFLEKTIERE was Du möchtest!

Wann wir merken, dass ein Ziel zu groß ist

Ich setze mir heute selten übergroße Ziele, aber wenn ich es tue, erkenne ich es meist daran, dass ich nicht anfange loszulaufen.
Dann beginne ich zu reflektieren:

  • Ist das Ziel zu weit weg?
  • Fehlt mir der Glaube, dass ich es schaffen kann?
  • Oder ist einfach der nächste Schritt nicht klar genug?

Diese Momente sind kein Zeichen von Schwäche, sondern von Achtsamkeit. Denn Motivation verschwindet nicht einfach, sie blockiert, wenn Glaube und Ziel nicht im Gleichgewicht sind.

Vielleicht lohnt sich genau hier ein Perspektivwechsel:
Wenn du bei dir selbst oder in einem Team merkst, dass es nicht richtig vorangeht, frag nicht zuerst nach der Motivation, sondern nach dem Glauben.
Trauen wir uns das gerade wirklich zu, so, wie es formuliert ist? Oft braucht es nicht mehr Energie, sondern kleinere, klarere Schritte, um wieder Vertrauen in den Weg zu gewinnen.

Aber wie genau lässt sich das bewerkstelligen fragst du dich sicher jetzt. Bleiben wir bei dem Beispiel eine Stunde am Tag spazieren gehen, während dein Energieniveau einer 1 von 10 ist.

Attraktivität des Ziels: regelmäßige Bewegung die sich positiv auf deinen Körper und Geist auswirkt. Du siehst es quasi schon vor dir, wie du zufrieden und mit ein paar Kilo weniger durch das Leben gehst. Die frische Luft tut dir gut, ebenso die Bewegung.

Die Frage ist also nicht, ob das Ziel falsch ist, das passt. Sondern stelle dir nun die Frage, glaube ich daran das zu schaffen? Dann hast du vielleicht Stimmen von außen im Kopf die dir sagen, dass schaffst du nicht, aber vielleicht auch eine innere Stimme, die dir sagt, dass hältst du niemals durch.

Nun ist es wichtig die zu überlegen, welche kleinen Teilziele du auf dem Weg zu einer Stunde Spazieren siehst und dir einen Plan machst. Bei dem das erste Teilziel sich auch machbar anfühlt. Also z. B. Woche 1: 5 Minuten aus dem Fenster schauen; Woche 2: Schuhe anziehen und vor die Tür gehen; Woche 3: 5 Minuten draußen laufen; und so weiter. Prüfe am Anfang von jeder Woche, ob sich das Ziel machbar anfühlt. Und wenn du es mal einen Tag nicht schaffst, schaue auf das, was du schon erreicht hast und starte die Woche neu.

Ähnlich kann das auch in einem Team funktionieren. Wenn das Team z. B. in einem Projekt fest steckt und nicht weiterkommt, schreibt z. B. in einem Workshop auf, was jeder zum Thema Zielerreichung glaubt und welche Faktoren die Person als kritisch sieht. Dann formuliert Teilziele, in denen ihr auch die kritischen Faktoren adressiert.

Und so wird aus der Formel, die wir im privaten Kontext nutzen können, auf einmal auch ein Werkzeug, das in der Arbeitswelt genauso gut funktioniert.

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Und was das mit Unternehmen zu tun hat

In Gesprächen mit Freunden, Kollegen und Klienten höre ich höre ich ähnlich gelagerte Themen in Organisationen, besonders in solchen die sich in Veränderungsprozessen befinden.
Da wird viel über Ziele gesprochen: „Wir wollen agiler werden“, „Wir schaffen eine neue Kultur“, „Wir transformieren unsere Führung“.
Die Vision ist attraktiv, keine Frage. Jeder kann sofort sagen, was besser wäre, wenn das Ziel erreicht ist.

Allerdings, wenn Mitarbeitende und Führungskräfte innerlich spüren, dass das Ziel mit den vorhandenen Ressourcen, Strukturen oder der Kultur kaum erreichbar scheint, dann bleibt die Umsetzung aus.

Dann wird, im wahrsten Sinne des Wortes, viel darüber geredet, aber wenig getan.

Vielleicht liegt der Grund genau in dieser Formel. Wenn der Glaube an die Erreichbarkeit fehlt, verliert selbst das attraktivste Ziel seine Wirkung.
Manchmal hilft es, klein anzufangen, erste Erfolge sichtbar zu machen und gemeinsam zu erleben: Da bewegt sich etwas. Vielleicht sind es auch gezielte Schulungen, die den Glauben daran, das Ziel erreichen zu können wachsen lassen.

Die Erkenntnisse aus der Formel der Motivation kann auch in Zielgespräche, Feedbackrunden oder Workshops eingebaut werden. Immer dann, wenn es darum geht Ziele zu formulieren, sollten sie nicht nur nach der Attraktivität des Ziels fragen, sondern auch fragen, ob wir das gerade zum jetzigen Zeitpunkt schaffen können und was eventuell noch dazu fehlt.

Bitten sie doch im nächsten Workshop, bei dem sie ein gemeinsames Ziel erarbeitet haben, die Teilnehmenden kurz zu reflektieren:

1.       Was ist an dem Ziel für dich besonders attraktiv?

2.       Glaubst du daran, dass wir das gemeinsam erreichen können und warum (nicht)?

Das öffnet oft neue Wege für Motivation und Veränderungsfähigkeit.

Ein kleiner Impuls zum Schluss

Vielleicht magst du dir heute eine Frage mitnehmen, für ein bestimmtes Ziel, über das du viel nachdenkst, oder über das viel geredet wird:
Was wäre ein nächster, kleiner, machbarer Schritt, für dich, dein Team oder dein Unternehmen?

Motivation beginnt dort, wo wir uns wieder zutrauen, den ersten Schritt zu gehen.
Nicht perfekt, nicht groß, sondern realistisch. Denn Glauben und Tun gehören untrennbar zusammen.

Was können Sie als Arbeitgeber tun?

Es gibt viele Möglichkeiten, wie Sie als Arbeitgeber Ihre Mitarbeiter dabei unterstützen können resilient gegen Burnout zu werden.

Burnout Prävention am Arbeitsplatz

Was andere über mich sagen

Du bist so ein großartiger, fröhlicher Mensch. Davon werden noch so viele profitieren.
Vielen lieben Dank, für deinen stets wertvollen Rat und das offene Ohr. Ich weiß den Austausch mit dir und deine tiefsinnigen und situativ treffenden Fragen und Impulse sehr zu schätzen. Sie geben mir stehts einen spannenden und neuen Blick auf die Situation und helfen mir gestärkt und mit neuer Inspiration an den Themen zu arbeiten. Janina
Danke dir für deine wertvolle Einschätzung Tanja 😊👍